Frau Müller, Sie sind Seniorenbetreuerin. Warum?
Weil ich gerne mit Menschen zusammenarbeite. Das macht mir einfach Spaß. Gerade ältere Menschen erlebe ich meistens als direkt und ehrlich, das mag ich.
Außerdem gefällt mir die Mischung aus Kontakt, Büroarbeit, Organisation, kleinen Handreichungen und täglich neuen Herausforderungen, bei denen ich über den Tellerrand hinaus schauen muss.
Was ist das Schwierige an Ihrem Beruf?
Der Umgang mit dem Wissen, dass das Leben nicht unendlich ist. Meine Anlage ist sehr klein, ich kenne alle 80 Bewohner*innen. Sie gehen zu lassen ist teilweise schwieriger als ich es selber will. Aber man lernt natürlich immer weiter, damit umzugehen.
Sie sind jetzt seit 14 Jahren in der Carl und Amanda Behrs Seniorenwohnanlage der Alida Schmidt-Stiftung in Horn tätig. Wie war Ihr Weg zu uns?
Ich habe Hotelfachfrau gelernt, dann war ich in der Schweiz und in Hamburg in mehreren Hotels angestellt, zum Schluss bei einem Caterer im Büro. Die Arbeitszeiten dort passten nach der Geburt meiner Kinder nicht mehr mit meinem Familienalltag zusammen. Über meine Eltern, die als nebenberufliches Hausmeisterehepaar in der Anlage arbeiten, bin ich dann vor zwölf Jahren als Nebenjob in die Betreuung der Montagsrunde und andere Aktivitäten eingestiegen. Das ging vier Jahre, dann waren meine Kinder größer und ich wurde gefragt, ob ich aufstocken will. Seitdem bin ich fest angestellt. Inzwischen hatte ich auch eine Weiterbildung zur Sozialmanagerin gemacht.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Ich bin vier Tage die Woche in der Anlage. Als erstes checke ich die Mails, dann öffne ich die Tür für die Sprechstunden. Danach kümmere ich mich um einen ganzen Strauß an Aufgaben: Veranstaltungsorganisation, Büroarbeit, mal ein Einkauf für Bewohner*innen, die Hilfe brauchen, in Coronazeiten natürlich auch Desinfektion und Wissensvermittlung, kleine Hilfestellungen wie eine Glühbirne wechseln, mit dem ASB die Notrufgeräte aufstellen und erklären, Wohnungsbesichtigungen mit Mietinteressenten durchführen und und und….
Seit kurzem arbeiten Sie auch 1 x die Woche im Max Brauer Haus der Alida Schmidt-Stiftung in Bramfeld.
Ja, ich wollte etwas mehr arbeiten und dann wurde es durch Veränderungen im Max Brauer Haus möglich. Ich bin mittwochs dort zwei Stunden im Büro und betreue anschließend die Veranstaltungen. Plötzlich habe ich mehr Kolleg*innen, das ist auch mal schön, und die Ideen inspirieren mich für die Wohnanlage in Horn.
Was mögen Sie an Ihrer Arbeit?
Das abwechslungsreiche Komplettpaket. Man wird herausgefordert, weil immer neue Situationen auftreten, die man lösen muss. Und meine Chefin. Sie ist 1 x die Woche vor Ort und ich verstehe mich sehr gut mit ihr.
Was bietet die Stiftung als Arbeitgeberin Ihnen?
Sie ermöglicht mir durch den Teilzeitjob die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Und ich kann alles ansprechen, werde ernst genommen und es wird auf mich eingegangen. Bestes Beispiel ist die Stundenaufstockung: Mir wurde zugehört und es wurde eine tolle Lösung gefunden. Das motiviert natürlich!
Was war Ihr Highlight in Ihrer Stiftungszeit?
Jedes Jahr wieder finde ich die Seniorenausfahrten nach Grömitz faszinierend. Dass die Stiftung sowas für die Bewohner*innen aller Anlagen Jahr für Jahr immer wieder auf die Beine stellt, auch finanziell, finde ich super. Wir sitzen dann mit 200 Menschen in der „Strandhalle“ und essen und tanzen und gehen am Wasser spazieren. Großartig!
Das Gespräch führten wir im August 2020.