Meine Reise - eine Abschiedsrede von Herrn K. aus 2018

„Wenn das Schiff auf falschem Kurs ist, genügt es nicht, den Kapitän auszuwechseln - man muss den Kurs ändern.“ (P.Kosorin)

Meine Zeit hier im Hansenbarg möchte ich mit einer Schiffsreise vergleichen.

Wenn ich auf die letzten Jahre meines Lebens zurückblicke, stelle ich fest, dass ich mehr oder weniger einsam und ziellos auf dem Meer umhergetrieben bin. Ich entfernte mich mehr und mehr von meinem Heimathafen, die Wellen wurden von Tag zu Tag höher und peitschten mir schmerzlich ins Gesicht, der Wind wurde immer unerträglicher und ich bemerkte, dass ich irgendwie auf falschem Kurs zu sein schien. Der Nebel um mich herum verschleierte mir die Sicht so sehr, dass ich Rettungsringe und Hilfsanker, die mir mehrfach angeboten wurden, nicht mehr wahrnahm und mich stattdessen immer mehr treiben lies. Als mein kleines Boot, in dem ich saß, kurz vor Weihnachten fast zu kentern schien, wusste ich plötzlich, dass ich den Kurs ändern muss, um nicht in den Tiefen des Meeres unterzugehen und im wahrsten Sinne des Wortes zu ertrinken.

Ich steuerte nun mit letzter Kraft den Hansenbarg an, in der Hoffnung, hier als fast Schiffsbrüchiger, gerettet zu werden. Im Hamburger Hafen verließ ich voller Angst und zugleich voller Hoffnung mein kleines Schiff und begab mich in ein Rettungsboot, in dem ich vom Kapitän Herrn R. sehr herzlich aufgenommen wurde. Dieser schaffte es dann, in seiner sehr eigens einfühlsamen und angenehm herzlichen Art, mich zu beruhigen und mir meine ersten Ängste zu nehmen. Er brachte mich sicher zur MS Hansenbarg und übergab mich dem dortigen Bordpersonal. Das Schiff, die MS Hansenbarg, erschien mir zunächst riesig und wirkte sehr befremdlich auf mich. Kaum angekommen, begann auch schon das Bordpersonal, Frau B., Frau B., Frau v.T. , Frau B. und sogar der Kapitän des Schiffes namens Dr. Stracke sowie sein 1. Offizier Herr Dr. Hilge, mich in merkwürdige Interviews und sich immer wiederholende Fragestellungen zu verwickeln. Ich war den Tränen nahe und fragte mich, ob ich die Reise auf diesem Schiff wirklich antreten sollte. Zum Glück wurde ich bei diesen ersten Schwierigkeiten von einem sehr netten Passagier namens R. unterstützt, der schon einige Wochen an Bord war, mir Mut machte und sagte „Das wird schon alles“! Er zeigte mir später auch die Innenräume des Schiffes, brachte mich zu meiner Kajüte und stellte mich auf Deck Nr.4 vor.

Auf dem Deck Nr.4 wurde ich von circa 12 weiteren Passagieren gut aufgenommen und begann, mich allmählich auf die Reise einzulassen. Das Schiff setzte sich nun langsam in Bewegung und ich spürte, wie mit jeder kleinen Welle, die wir nahmen, ein Stück des vernebelten Schleiers fiel und ich wieder eine klarere Sicht auf viele Dinge bekam. Ebenso spürte ich, dass ich die Sonne, den Wind die Wellen und den Seegang wieder viel intensiver spüren konnte, als noch einige Wochen und Monate zuvor. Ich sah ab und zu sogar kleine Fische und andere Meerestiere, an denen ich mich erfreuen konnte.

Ständig stiegen neue Passagiere in das Schiff ein und aus. Wir reisten zusammen ein Stück und wurden uns zum Teil sehr vertraut. Leider verließen aber auch einige Mitreisende das Schiff während der Fahrt und sprangen wieder ins „Nasse“. Das hat mich manchmal nachdenklich und traurig gemacht und mir gezeigt, dass nicht jede Reise erfolgreich endet.

Meine Reise mit der MS Hansenbarg neigt sich nun dem Ende entgegen. Ich werde wieder umsteigen in mein Boot und diesmal hoffentlich den richtigen Kurs wählen. Ich weiß, dass es einen Hafen gibt, in dem sehr liebe Menschen auf mich warten. Dort beginnt der nächste Teil meiner Reise, die nun eine Lebensaufgabe für mich wird. Auch in Zukunft werde ich gegen Wind, Wellen und Sturm ankämpfen müssen und darf nicht gleich abtauchen, wenn es mal unangenehm wird. Das richtige Schiffswerkzeug dafür habe ich hier vom Bordpersonal und von einigen mir liebgewonnenen Passagieren zur Verfügung gestellt bekommen. Jetzt geht es darum, das Werkzeug auch einzusetzen, langfristig zu nutzen und die Segel richtig auszurichten.

An dieser Stelle möchte ich der gesamten Crew und Bordbesatzung meinen Dank aussprechen. Ohne euch würde ich wahrscheinlich noch immer allein auf weiter See umherschippern ohne ein Ziel vor Augen zu haben.

Meinen Mitreisenden von Deck 4 und natürlich auch allen anderen Passagieren hier an Bord wünsche ich eine gute Weiterreise. Habt den Mut, den Kurs zu ändern, die Segel anders zu setzten auch wenn die See mal rau ist, und verliert euren Zielhafen niemals aus den Augen.

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