Frau Baron, wie haben Sie vor 3 Jahren den Weg in den Hansenbarg gefunden?
Das hat sich ganz folgerichtig aus meinem beruflichen Lebenslauf ergeben. Ich bin Krankenschwester und hatte mich früh für ein Kind entschieden. Zum Ende der Ausbildung war ich dann auch schwanger. Nach dem Mutterschutz war ich eigentlich an dem Punkt: Ich möchte umschulen und etwas anderes machen. Schon damals war die personelle Situation in der Krankenpflege so schlecht, dass man diesen Beruf nur ausüben konnte, indem man sämtliche Werte über Bord schmiss. Für Patienten Zeit zu haben ging gar nicht mehr. Auch Rückenprobleme hatte ich schon in jungen Jahren.
Vom Arbeitsamt bekam ich dann aus dem Mutterschutz heraus eine Halbtagsstelle in einer psychosomatischen Klinik angeboten, mit optimalen Arbeitszeiten für eine junge Mutter. Dort habe ich meine Liebe zur Psychosomatik und –therapie entdeckt und bin 25 Jahre geblieben. Inhaltlich konnte ich viel bewegen, ich habe z.B. die Traumastation konzeptionell mit aufgebaut und eine Ausbildung zur Fachberaterin Psychotraumatologie gemacht.
Nach 25 Jahren wollte ich dann aber einfach nochmal was Neues machen und habe mich als Heilpraktikerin für Psychotherapie selbstständig gemacht. Langfristig war mir das aber zu unsicher und so habe ich mich auf eine Stellenanzeige vom Hansenbarg beworben. Ich bin sehr glücklich, dass ich jetzt Teil des Teams bin.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Ich bin Pflegedienstleitung. Mein Arbeitstag ist sehr sehr vielseitig. Ich fange morgens an, indem ich Blutentnahmen mache und richte die auch für den nächsten Tag oder die kommende Woche. Dann kommen die ersten Aufnahmen - ich mache den Erstkontakt mit den Patienten, ich prüfe Vitalzeichen, die Rehafähigkeit. Falls die Patienten, was häufiger vorkommt, doch getrunken haben, müssen sie erst nochmal in die Entgiftung, das organisiere ich dann. Wenn die Aufnahmen durch sind ist meist der Vormittag vorüber. Ich kontrolliere die Medikamente, die gestellt werden, damit keine Fehler unterlaufen. Außerdem habe ich viele organisatorische Aufgaben: Ich mache den Dienstplan, die Vertretungspläne, ich arbeite auch sehr viel in Projekten mit, im Qualitätsmanagement (QM)-Team, im Lenkungskreis, im Aufnahmekreis. Ich habe eine zentrale Funktion, bei mir laufen viele Bereiche zusammen. In den letzten zwei Jahren habe ich außerdem viele Pflegestandards erstellt und in eine QM-taugliche Fassung gebracht.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten?
Eindeutig die Vielseitigkeit.
Wie groß ist Ihr Team?
Wir sind zehn Pflegekräfte verteilt auf sechs Stellen für ca. 95 Patienten.
Gibt es Belastendes?
Belastend ist die knappe personelle Besetzung in so einem kleinen Team. Da ist wenig Spielraum. Das macht Druck und fühlt sich nicht so gut an.
Wie bewältigen Sie das?
Ich arbeite seit 28 Jahren im Bereich Psychosomatik / Psychotherapie, da gibt es immer viel, wo man sich abgrenzen muss, darin bin ich sehr geübt. Auch meine Familie – mein Sohn wird bald Vater - und mein Freundeskreis sind für mich sehr wichtig. Ich bin außerdem unternehmungs- und reiselustig.
Was schätzen Sie am Hansenbarg?
Der Hansenbarg ist für mich eine Klinik mit einem fortschrittlichen, innovativen und zeitgemäßem QM-System, an dem ich gerne mitwirke. Wir entwickeln uns entsprechend der Erkenntnisse neuer Forschung weiter ohne dabei den Blick für die individuellen Bedürfnisse unserer Patienten auf menschlicher Ebene zu verlieren. Gleichzeitig haben wir hier eine familiäre, menschliche Atmosphäre. Die Mitarbeiter des Hansenbargs sind für mich ein Team mit Herz und Verstand. Wir haben hier nicht so ein eiskaltes Managementsystem wie in anderen großen Klinken, wo jeder Mitarbeiter nur noch eine Nummer ist. Ein ganz tolles Beispiel dafür: Eine unserer Hauswirtschaftskräfte ist vor kurzem von der Leiter gestürzt. Wir von der Medizin waren sofort vor Ort, dann kam der Chefarzt vorbei, der von dem Unfall gehört hatte und das war für mich sehr schön und berührend. Das würde es glaube ich in keiner anderen Klinik geben.
Was sagen Sie zur Bezahlung?
Die Bezahlung ist normal, auf keinen Fall schlechter als anderswo.
Haben Sie eine Beziehung zur Alida Schmidt-Stiftung, dem Träger des Hansenbargs?
Ja, denn die Stiftung trägt den Hansenbarg in schwierigen Zeiten auch ein bisschen mit, das gibt ein gutes Gefühl. Das weiß ich zu schätzen.
Was war Ihr Highlight in Ihrer Zeit am Hansenbarg?
Letztes Jahr konnte ich bei der Weihnachtsfeier für die Patienten leider nicht dabei sein. Eine Kollegin hatte mir dann ein kleines Video gezeigt, in dem unser Chefarzt mit anderen Kollegen ein kleines, sehr lustiges Stück aufgeführt hat. So voller Inbrunst. Auch da habe ich wieder gedacht: Das gibt es nur in dieser kleinen familiären Klinik. Diese Wärme. Nicht unnahbar sondern fassbar.
Dieses Interview führten wir 2017.