Ich bin Sonja Neidhardt, 18 Jahre alt und ich bin jetzt seit vier Monaten Bundesfreiwillige im Wilhelm Leuschner Seniorenzentrum der Flutopfer-Stiftung im Bereich der Seniorenbetreuung. Nach meinem Abitur wusste ich nicht, was ich machen wollte, aber ich wusste, dass ich sofort irgendetwas machen möchte. Am besten sollte es eine Aufgabe sein, bei der ich Menschen helfe und etwas Gutes tue. So bin ich auf den Bundesfreiwilligendienst gestoßen. Dann stand ich vor der Wahl: Gehe ich in einen Kindergarten oder lieber in den Seniorenbereich. Zum Glück habe ich mich für die Seniorenbetreuung entschieden!
In der Seniorenbetreuung kümmere ich mich vor allem um die Mieter*innen, die nicht so gerne allein sind oder keine Angehörigen haben. Ich gehe auf die Menschen zu, spiele mit ihnen Gesellschaftsspiele, begleite sie zu Arztterminen, beim Einkaufen oder wir werden kreativ und organisieren Bastelaktionen oder andere Gruppenaktivitäten.
Mein Tag startet in der Regel so: Ich komme morgens an und dann gucke ich erstmal auf die Geburtstagsliste. Für jede*n Mieter*in schreiben wir eine Geburtstagskarte, an runden Geburtstagen gibt es noch eine Tafel Schokolade dazu. Das bringe ich den Mieter*innen dann persönlich vorbei. Im Anschluss mache ich einen Rundgang und kontrolliere, ob alle Aushänge aktuell sind und alles aufgeräumt ist. Dann gucke ich noch in die Briefkästen und kümmere mich um die Pakete, die vorne bei uns abgegeben wurden. Danach kann es richtig losgehen: Ich rufe einzelne Mieter*innen an und verabrede mich mit ihnen. Ich betreue eine Handvoll Leute, die einen Pflegegrad haben und mit denen ich mich wöchentlich treffe. Heute zum Beispiel bin ich mit einer Frau zum Kniffelspielen verabredet, und das machen wir schon länger. Wenn das Wetter wieder besser ist, gehen wir auch spazieren.
Bei meinem Freiwilligendienst machen mir die Menschen besonders viel Spaß. Von vielen Mieter*innen bekommt man positive Rückmeldungen und Dankbarkeit zurück und ich habe hier auch schon meine beste Freundin gefunden – eine Mieterin, mit der ich regelmäßig Kaffee trinken gehe.
Unser Team besteht aus fünf Leuten, drei in der Betreuung, der Einrichtungsleiterin und dem Hausmeister. Wir sind also ein sehr kleiner Kreis und ich wurde wirklich vom ersten Tag an richtig lieb aufgenommen, sodass ich mich gleich wohlgefühlt habe. Das ist auch das, was mich täglich bei meiner Arbeit motiviert: von meinen Kolleg*innen mit einem Lachen begrüßt zu werden und auch die Mieter*innen zu sehen, die jeden Tag bei uns im Büro vorbeischauen und unsere Arbeit wertschätzen.
Die größte Herausforderung, die die Seniorenbetreuung mit sich bringt, ist das auf die Probe stellen meiner eigenen Geduld. Diese Geduldsübung ist aber auch mit ein Grund dafür, dass ich mich für einen Freiwilligendienst im sozialen Bereich entschieden habe. Ich wusste, dass ich nicht so geduldig bin und dass ich das hier wahrscheinlich üben und verbessern kann. Ein Thema ist dabei zum Beispiel der Generationenkonflikt: Manche älteren Menschen erwarten immer einen gewissen „Respekt“, den sie mir dann selbst aber nicht gegenüber bringen können. Das ist dann ziemlich herausfordernd. Aber ich merke aktiv, dass ich immer positiver werde und mich nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen lasse.
In meiner Zeit hier in der Seniorenwohnanlage hatte ich auf jeden Fall schon ein paar Highlights. Mein allererstes war direkt in meiner ersten Woche: Ich habe mit einer Frau Halma gespielt und sie hat mir als Dankeschön eine richtig große Tomate geschenkt. Das fand ich sehr süß. Was ansonsten immer wieder ein großes Highlight ist, ist es, den Friseurbesuch einer dementen Mieterin zu begleiten. Wir gehen immer nebenan zum Salon in die Poensgen-Stiftung und die Friseurin hat einen kleinen weißen Hund. Der Hund ist eigentlich total ängstlich, aber er liebt mich, und dann sitzen wir immer da und kuscheln, während die Friseurin sich um die Mieterin kümmert.
Ich würde einen Bundesfreiwilligendienst bei den Stiftungen, insbesondere hier im Wilhelm Leuschner Seniorenzentrum, auf jeden Fall weiterempfehlen. Gerade hier in Lohbrügge gefallen mir die Anlage und die Umgebung sehr gut. Wir sind hier direkt am „Grünen Zentrum“, da gibt es auch ein Vogelhaus und einen Ententeich, was für die Mieter*innen besonders schön ist. Auch die Wohnanlage der Poensgen-Stiftung ist toll, mit dem Musikraum und dem Bastelkeller. Wir haben auch regelmäßig Veranstaltungen mit Musiker*innen und Künstler*innen. Ich selbst mache auch total gerne Musik und habe in der Weihnachtszeit einen Chor organisiert und mit den Mieter*innen gesungen. Es gibt hier also sehr viele Möglichkeiten, Dinge umzusetzen und sich einzubringen.
Das Interview wurde im Februar 2025 geführt.