Ich bin Sabine Baron und arbeite seit zehn Jahren als Pflegedienstleitung im Fachkrankenhaus Hansenbarg. Ich bin vorwiegend organisatorisch tätig. Personalführung meines 9-köpfigen Teams (6 Stellen) steht dabei ganz oben, Dienstplangestaltung, Medikamentenkontrolle, Materialbestellung, Rechnungsprüfung und ähnliches. Ich mache auch die Aufnahme der Patientinnen und Patienten und prüfe im Erstgespräch, ob sie rehafähig sind oder ob z.B. vorab eine Entgiftung ansteht. Außerdem bin ich mit Leidenschaft Qualitätsmanagementbeauftragte. Medizinprodukte-Beauftragte, interne Hygiene-Beauftragte für die Medizin, IT-Administratorin – all diese Aufgaben habe ich auch noch.
Ich bin von Anfang an ins Team des Qualitätsmanagements eingestiegen und inzwischen teile ich mir diese Aufgabe mit meiner Kollegin Frau Lohse, der Verwaltungsleiterin. Das Qualitätsmanagement ist mir sehr wichtig, weil das für mich nicht nur ein Zertifikat, ein Stück Papier sein soll, quasi als Schönheitspflege. Nein, wir wollen die Qualität auch leben. Ich habe zum Beispiel ein separates Pflegehandbuch erstellt, um den Kolleginnen und Kollegen die Arbeit zu erleichtern. So kann man Dinge, die man nicht täglich macht, nachlesen. Auch zur Einarbeitung ist das Handbuch gut geeignet und hilfreich. Das ist für mich gelebtes Qualitätsmanagement!
An meiner Arbeit gefällt mir am besten mein Dreamteam - mein Pflegeteam, mein Medizinteam, das Leitungsteam, das Gesamtteam. Es ist ein so tolles Arbeitsklima. Für mich ist es sehr wichtig, dass die Atmosphäre gut ist – und die stimmt hier in der Klinik. Wir haben ein fast familiäres Miteinander. Und ich habe viele Möglichkeiten, mitzuwirken und die Klinik immer noch besser zu machen.
Am belastenden ist für mich der Druck, freiwerdende Stellen wieder neu besetzt zu bekommen. Da habe ich ja leider selber keinen direkten Einfluss drauf. Dagegen empfinde ich den Kontakt mit den Patientinnen und Patienten nicht als belastend. Ich arbeite seit über 30 Jahren mit Menschen in Krisen. Ich bin ruhig, lösungsorientiert und habe für mich sehr viel Handwerkszeug für den Eigenschutz. Und privat suche ich guten Ausgleich und Entspannung.
Meine Jahre im Hansenbarg waren bislang eine sehr aufregende Zeit mit immer wieder neuen Herausforderungen. Ich konnte mich in vielen Bereichen fachlich und persönlich weiterentwickeln, Ausdruck davon sind meine jetzigen vielfältigen Aufgaben. 2017 bis 2019 hatten wir zum Beispiel hier ein großes bauliches Modernisierungsprojekt und ich habe mit dem Zollstock in der Hand Raumplanung gemacht. In die diversen IT-Umstellungen musste ich mich auch richtig reinknien, um es meinem Team gut vermitteln zu können. Auch Teambildung ist mir sehr wichtig, das passiert natürlich nicht von alleine, da bin ich sehr engagiert.
Auch die Patient*innen und ihre Abhängigkeits- und Krankheitsbilder haben sich verändert. Mir ist aufgefallen, dass Kokainabhängigkeit voranschreitet, dass viele unserer Patienten das parallel mitbringen. Und das besonders die jüngeren Patienten zwischen 20 und 40 Jahre. Trotzdem hat das die inhaltliche Arbeit der Medizin nicht verändert. Da waren die Digitalisierungen größere Umbrüche.
Der Hansenbarg selber hat sich verändert. Es gab die bauliche Modernisierung. Aber auch die Teams modernisieren sich, das Therapeutenteam hat sich deutlich verjüngt und neue Kolleginnen und Kollegen haben frischen Wind mitgebracht. Es ist viel in Bewegung. Ja, jeder Wechsel gibt Unruhe, aber bringt auch Positives. Eine sehr große Änderung wird es in 2024 geben, denn unser Chefarzt geht in den Ruhestand. Ich gönne ihm das, aber ich bedaure es auch sehr, denn er ist ein großartiger Mensch und Arzt mit einem großen Herzen.
Die Stiftung ist ein toller Arbeitgeber! Das Verständnis für die Stiftung ist bei mir im Laufe der Jahre gewachsen und mir immer präsenter geworden. Die 150 Jahre ihres Bestehens sprechen für ein solides Management und das gibt mir Sicherheit. Ich empfinde auch ein tolles Gefühl von Gemeinschaft. Obwohl wir in der Lüneburger Heide sitzen und die Hauptverwaltung in Hamburg ist, ist auch die Geschäftsführung so nah an uns dran. Für das Wohl der Mitarbeitenden wird auch viel getan, es gibt diverse Mitarbeitenden-Befragungen, die das abprüfen und weiter verbessern wollen.
Dieses Interview führten wir 2024 für die Jubiläumsbroschüre der Alida Schmidt-Stiftung.