Ein Einblick in den Alltag

Sozialarbeiter*innen im Schulprojekt „Unbekannte Welten“: Sara Baczkowski und Lea Heer

Sara Baczkowski (r.) und Lea Heer (l.) sind Sozialarbeiter*innen im Ambulanten Team Mitte der Kinder-, Jugend- und Eingliederungshilfe. Als Tandem treten sie beim Projekt „Unbekannte Welten“ auf – einer kreativen Reise, die Schüler*innen der Klassen 5 bis 7 stärkt, ihre Gefühle, Identität und Ressourcen zu entdecken und über persönliche Themen ins Gespräch zu kommen. Herzstück des Projekts ist ein Tagebuch, in dem Yoshi, der vierbeinige Begleiter, die Kinder und Jugendlichen durch sieben verschiedene Kontinente ihrer Gedanken und Gefühle führt. Ende September 2025 starten die Kolleg*innen in ihre dritte gemeinsame Projektrunde. 

Die beiden sind ein eingespieltes Team: Lea Heer ist seit 2021 bei der Stiftung, zunächst als duale Studentin, bis sie anschließend als Sozialarbeiterin übernommen wurde. Sara Baczkowski kam vor einem Jahr dazu, nachdem sie bereits bei einem anderen Träger in der Jugendhilfe tätig war. Beide arbeiten im ambulanten Bereich, insbesondere in der Erziehungsbeistandschaft (EB) und der Sozialpädagogischen Familienhilfe (SPFH). Mit „Unbekannte Welten“ bringen sie ihre Erfahrungen und ihr Engagement mit in die Schulklassen.

Was macht „Unbekannte Welten“ für euch persönlich aus?

Lea Heer: Der Durchlauf einer Projektphase dauert ein halbes Jahr. Dadurch kann man eine Beziehung zu den Schüler*innen aufbauen und Themen ansprechen, die man nach kurzer Zeit sonst nicht auf diese Art besprechen würde. 

Ich finde das Projekt sehr besonders, weil sich die Jugendlichen mit der Zeit immer mehr geöffnet haben. 

Sara Baczkowski: Als Sozialpädagog*innen kommen wir ja von außen und nicht von der Schule und dem sonstigen Unterricht. Dadurch entsteht im Projekt etwas sehr schönes, sowohl in der Beziehung zu den Jugendlichen, als auch inhaltlich. Man sieht tolle Entwicklungen. Und es ist auch interessant, dass wir nicht nur einzelne Schüler*innen begleiten, sondern im Gruppensetting gleich eine ganze Klasse.

Welche Momente sind euch besonders in Erinnerung geblieben?

Lea Heer: Wir hatten einmal einen Streit in der Gruppe, bei dem beinahe mit einem Stuhl geworfen worden wäre. Praktischerweise hatten wir an dem Tag gerade Übungen dazu gemacht, wie man Konflikte löst. Die Jugendlichen haben dann ihren eigenen Streit als Beispiel genommen und wir haben ihn gemeinsam an der Tafel bearbeitet. Dabei wurde deutlich, dass man Probleme auch ganz anders lösen kann.

Sara Baczkowski: Die Schüler*innen lernen sich selbst und untereinander im Projekt auch noch mal besser und anders kennen. Manche wissen am Anfang gar nicht so richtig: Wer bin ich, was kann ich eigentlich gut? Wenn wir das dann begleiten, entstehen besondere Momente, in denen sie von Klassenkamerad*innen oder auch von uns gespiegelt bekommen, was ihre Stärken sind. Und dann zu sehen, wie sie darin aufblühen und merken: „Stimmt, das kann ich“, das ist sehr schön. 

Wie läuft eine Projekteinheit ab?

Sara Baczkowski: Wir starten meistens mit einer kleinen Einführung oder einem Recap von der letzten Woche, meistens auch mit einem kurzen Spiel oder einer Befindlichkeit. Und dann gehen wir schon in den Inhalt rein, wir schauen dann gemeinsam in das kreative Tagebuch und bearbeiten die Seiten und setzen die Inhalte praktisch um. Das Projekt ist sehr kreativ gestaltet und dadurch macht es den Schüler*innen und uns auch sehr viel Spaß. Man kann über Themen noch mal anders sprechen, und das ist das, was wir erreichen wollen. 

Lea Heer: Am Ende können die Schüler*innen in einer kleinen Feedbackrunde noch mal sagen, was ihnen gefallen hat und was nicht. Wir gestalten ein kleines Feedbackplakat, damit wir wissen, was wie ankommt.

Welche Veränderungen und Entwicklungen habt ihr bei den Jugendlichen im Laufe der 14 Wochen beobachtet? 

Sara Baczkowski: Schüler*innen, die anfangs besonders zurückhaltend waren, haben sich im Verlauf zunehmend geöffnet. Auch in Einzelgesprächen sind Jugendliche viel mehr aus sich herausgekommen. Man bemerkte dann, dass etwas ins Rollen gebracht wurde. Es werden mal andere Fragen gestellt und andere Antworten gegeben, als nur „Ja“ und „Nein“.

Lea Heer: Bei den eher „lauteren“, „auffälligeren“ Schüler*innen gab es ebenfalls spannende Momente. Manchmal hat selbst die Lehrerin gesagt: „Das wusste ich noch gar nicht über diese Person“. Dadurch entsteht oft ein größeres Verständnis für das Kind. Und auch wir erfahren Dinge, bei denen wir denken: „Wow, das hätte ich nicht erwartet.“. Da passiert sehr viel im Hintergrund. 

Was war das Feedback von Schüler*innen oder Lehrkräften zu dem Projekt?

Sara Baczkowski: Wir haben gutes Feedback und Zuspruch bekommen. Den Jugendlichen hat gefallen, dass sie sich kreativ äußern konnten und dass wir auch mal draußen waren, mal weg vom klassischen Schulalltag. Die lockere Atmosphäre insgesamt fanden sie gut. 

Lea Heer: Sie haben an ihren Zielen gearbeitet und das fanden sie toll: „Jetzt weiß ich, wofür ich meine Hausaufgaben mache, weil ich möchte das und das werden, und dafür muss ich das machen.“. 

Was schätzt ihr an der Arbeit bei „Unbekannte Welten“ besonders? 

Sara Baczkowski: Für mich sind es vor allem die Momente, in denen man merkt, da ist gerade wirklich etwas angestoßen worden – wenn ein Thema oder eine Unterrichtseinheit bei den Jugendlichen andockt und ein kleiner Samen gepflanzt wurde, woraus was entstehen kann.

Lea Heer: Was auch schön ist: Wenn auf einmal ein ganz ruhiger Schüler etwas teilt, zum Beispiel bei einer kleinen Schreibarbeit und die Ergebnisse dann in der Gruppe vorgestellt werden. Da entstehen besondere Momente. Insgesamt sind es dieser Austausch, das lockere Miteinander und das gemeinsame und ehrliche Sprechen. 

Welche Herausforderungen bringen eure Rolle und Aufgaben in dem Projekt mit sich? 

Sara Baczkowski: Wir hatten überschaubare Herausforderungen, die man immer mit gutem Umgang und Austausch lösen konnte. 

Lea Heer: Die Übungen sind auch so gestaltet, dass es nicht zu tief geht. Bei schwereren Themen kamen natürlich auch Emotionen bei den Schüler*innen hoch. Aber das konnte man in Gesprächen besprechen, sodass alle Beteiligten mit einem guten Gefühl aus der jeweiligen Situation rausgehen konnten. 

Habt ihr eine Lieblingsübung oder ein Lieblingsspiel?

Sara Baczkowski: Die Werteübung hat Spaß gemacht: Welche Werte hat man? Was sind überhaupt erst mal Werte? Und welche Werte sind mir wichtig? – eine schöne Übung. 

Lea Heer: Das Spiel über Probleme finde ich sehr lustig. Da durften die Jugendlichen ganz kreative und lustige Problemlösungsstrategien entwickeln und da sind ein paar witzige Sachen rausgekommen. Danach hat man gemerkt: Das Spiel hat total an ihnen gearbeitet. 

Die Übung zum Thema Gefühle ist auch schön. Da geht es darum, grundsätzlich über Gefühle zu sprechen, das Gefühl auch mal auszuhalten und Strategien zu entwickeln, die helfen, mit Gefühlen umzugehen.

Wie funktionieren die Zusammenarbeit und Teamarbeit für euch? 

Sara Baczkowski: Die Zusammenarbeit mit Lea war sehr angenehm und erfolgreich. Es hat viel Freude gemacht, und ich konnte mich auf sie verlassen. Die Arbeit war kreativ und erfüllte alle Erwartungen – es hat einfach gut gepasst.

Lea Heer: Wir konnten uns in den Stärken und Schwächen super ergänzen und ehrlich kommunizieren. Das ist sehr wichtig gewesen. Im ganzen Team hier in der Grootsruhe herrscht eine offene Kommunikationskultur. Man darf alles ansprechen, das ist immer okay und sogar gewollt. Ich glaube, das macht hier viel aus – wir reden miteinander und nicht übereinander.

Worauf freut ihr euch am meisten bei der nächsten Projektrunde?

Lea Heer: Ich freue mich auf neue Kids, auf eine neue Klasse.

Sara Baczkowski: Und damit auch auf eine neue Dynamik. Ich freue mich darauf, das kreative Tagebuch durchzuarbeiten und zu sehen, wie die Schüler*innen das für sich aufnehmen. Es passiert immer etwas Spannendes.

September 2025

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