Der Berg und die Aussicht
Eine Abschiedsrede von Anfang 2025
Ich weiß noch wie ich am 13. Juni 2024 hier ankam. Total aufgeregt, voller Angst, Scham und Unwissenheit, was auf mich zukommen wird.
Einen Tag später, noch komplett reizüberflutet, direkt 'ne Vollversammlung mit einigen Verabschiedungen.
Eine davon werde ich nie vergessen. Ich kann zwar nicht wiedergeben was sie sagte, aber wie sie es sagte...
...voller Vertrauen in sich selbst, Willenskraft und ausstrahlender Stärke. Ich dachte nur "boa, die hat's geschafft, das will ich auch!" - total kurios am zweiten Tag und ich muss geschaut haben wie ein kleines Kind, das gerade seine Füße entdeckt.
Es klappte ca. zwei Monate ganz gut, bis zu meinem ersten Rückfall, der zweite folgte und am 19. August 2024 trennten sich unsere Wege.
Aber ich wusste, ich darf wiederkommen.
Drei Monate später stand ich wieder auf der Matte. Bei der Ankunft auf dem Parkplatz wusste ich nicht, ob ich lachen oder heulen soll. Mit war flau im Magen; ich wusste diesmal zwar, was auf mich zukommt, aber andererseits kamen auch die unschönen Erinnerungen und Gedanken zum Vorschein - am liebsten wäre ich einfach gerannt.
Das legte sich relativ schnell. Frau F. nahm mich direkt in den Arm als würde ich zum Inventar gehören und die erste Frage vom Küchen Team war "warste auf Belastung oder biste wieder da?".
Besser hätte die Begrüßung nicht sein können und meine Bedenken wieder hier zu sein, legten sich dementsprechend schnell.
Frau H., WA
Ohne Sie wären die ersten zwei Wochen ziemlich öde...
...und da ich hier das ein oder andere Mal Sport gemacht habe, soll ich auch Frau G. und Frau B. ganz lieb von meiner Wirbelsäule grüßen...Nein im Ernst, Sie machen echt einen tollen Job.
...und wenn ich schon einmal dabei bin, den macht hier wirklich jeder einzelne von Euch, ganz großes Kino!
Aufs Leben hochgerechnet sind insgesamt fünf Monate nicht wirklich viel, doch fünf Monate einen Berg hochgehen, dabei zu stolpern und die gegangenen Meter, trotz brennenden Waden und Schmerzen wieder einzuholen, schon.
Ich sehe sie jetzt, die Spitze naht und die letzten Meter gehe ich voller Neugier, Freude und Aufregung. Ich bin mir sicher, es wird sich lohnen und ich kann die Aussicht genießen.
Meinen Rucksack lasse ich dort, runter nehme ich die Seilbahn, lehne mich zurück und kann unten angekommen zu meinem Muskelkater sagen "es hat sich gelohnt".
Es hat sich auch mehr als gelohnt, für sich selbst einzugestehen und Hilfe anzunehmen. Ehrlich zu mir selbst und den Menschen die ich liebe zu sein.
Menschen, die immer, trotz all' dem Weh und den Sorgen hinter mir stehen und ebenfalls nicht aufgegeben haben.
Mit Ihnen darf ich jetzt gemeinsam die Aussicht genießen, sie ist klar, ohne Filter und mein größtes Geschenk.
Frau M.
Ich habe lange überlegt, wie ich das Wort 'Danke' anders formulieren kann...und dann lag da so ein Schokoriegel vor meiner Nase.
Es gibt ja die Nutri Score Skala - und alles was leider ziemlich gut schmeckt, wie zum Beispiel dieser Schokoriegel, bekommt ein dickes, fettes E.
Isst man den "geilen Scheiß" aber nur 1x in der Woche, vergisst man ziemlich schnell das dicke, fette E und haut sich die volle Dröhnung mit Genuss rein.
Von Ihnen habe ich die besten 13 (+) Schokoriegel die ich jemals gegessen habe, geschenkt bekommen.
Danke !