Hoffnung

Eine Abschiedsrede aus Herbst 2023

Nun steh ich hier und soll auch noch eine Rede halten, hab doch eigentlich genug zu tun. Achtsam zu sein, Emotionen zu erkennen und Gefühle zu verwalten.

Warum bin ich eigentlich hier und warum habe ich mich für den Hansenbarg entschieden. 
Der Alkohol war’s!
Dieser kleine „Scheiß“-Freund.

Wenn es mir schlecht ging, warst du da. Wenn ich Zweifel hatte, standst du parat. Wenn ich Scham empfand, lehntest du schon an der Wand. Aber auch bei Stress, Ärger oder Wut sagtest Du zu mir: „Nimm einen Schluck, der tut dir gut“.
Also nahm ich einen Schluck, trank dann bei jeder Gelegenheit, zum Schluss sogar aus Langeweile. Keine Eile, trank nur munter, erst raube ich dir die Seele, dann den Körper und zum Schluss den Verstand hörte ich dich sagen, entspannt zurückgelehnt an der Wand. 
So ging es nicht weiter, es musste was geschehen, sonst würde man sich höchstens im Jenseits wiedersehen.
Also ab in die 3-wöchige Entgiftung dann noch 6 Wochen Wartezeit in den Hansenbarg, weit weg von Familie und zu Hause, das hat mich nicht erfreut. Aber ich habe es bis heute nicht bereut. Hier habe ich viele gute Menschen kennengelernt denen es so ähnlich ging und mit denen ich viel unternommen und mich austauschen konnte. 

Einige Namen und Danke an: König U., R., O., A., H., K., T., P., D., Ch., L., J., K., C. und natürlich unseren sportverrückten Poolboy S. 

Am 15. Juli bin ich hier angekommen, wurde von meinen Paten aufgenommen. Fühlte mich in meiner Gruppe 3 gleich richtig wohl, ging dann in die Aufnahmegruppe Sucht und bekam nach zwei Wochen meinen ersten Wochenplan. Ich war sehr nervös, neugierig und skeptisch. Doch das sollte bald verklingen und sich in positive Gedanken, Gefühle und Handeln wandeln. Mein Bezugstherapeut war für mich ein Segen, immer bereit, zuzuhören, gleichzeitig aber auch zu analysieren und die psychischen Probleme suchend, hat er mir viel mitgegeben und Gründe aufgezeigt, wieso, weshalb und warum. Nicht jede Sitzung ging trocken über die Bühne. Das ein oder andere Taschentuch musste der Einzeltherapie zum Opfer fallen. Ebenfalls waren die Gruppentherapiestunden mit meiner Therapeutin sehr lehrreich und ich konnte viel mitnehmen und mich des Öfteren in den Gesprächen mit ihr und meiner Gruppe wiedererkennen. 

All das macht mich dankbar für die Zeit, die ich hier verbracht habe und für die Zeit da draußen, die noch vor mir liegt. Möge sie lange und glücklich, aber trocken sein. Ich weiß jetzt, dass ich andere Möglichkeiten und Werkzeuge habe, dem Alkohol zu entsagen und jeder weitere trockene Tag wird mich stärker und stolz machen. Sport, Fitness, meinetwegen auch Töpfern und spazieren gehen, auf jeden Fall die Welt mit anderen „klaren Augen“ sehen! 

Danksagungen auch an Hansenbargteam: 
Ergo: Frau G. hat mich das Töpfern gelehrt.
AT Garten: Frau P. jetzt darf ich zu Hause auch einen Garten anlegen, sagt meine Frau
Küche: Herrn L. das Essen war immer in Ordnung.
Meinen Therapeuten: Herrn W., Frau K., Herrn D., Frau E. das überrascht mich aber sehr
Sport: Frau G. und Frau T.
Physio: Frau V. (Kommen Sie nach Dithmarschen) und ich lade Sie auf eine Runde Golf ein.
Medizin: insbesondere meiner Nachtschwester Frau H. und H. Müller
Herrn Dr. Hilge und Dr. Stracke
Und dem ganzen Hansenbargteam
Die Schwester der Nacht. Nein, nicht dunkel gekleidet, sondern bunt wie ein Regenbogen kam sie über den Flur geflogen, immer für einen Scherz zu haben, mit ihrem goldenen Haar und ihrem wunderbaren Lächeln auf ihren Lippen hat sie die ganze Nacht über uns gewacht, bis zum nächsten Morgen. Erst dann war ihr Werk vollbracht. Danke Frau H., dass Sie immer für uns da waren!

Mein größter Dank jedoch gehört meiner Familie, meinen 3 Söhnen und meiner lieben Frau, die alle diesen Weg mitgegangen sind, welcher mit Entbehrungen, Problemen und nicht immer mit schönen Dingen gepflastert war. Sie haben mich immer bestärkt und gut unterstützt, damit es hier und zu Hause funktioniert und dafür bin ich unendlich dankbar. Auch wenn ihr jetzt nicht hier seid, La., Bo., O. und A., ich liebe euch von ganzen Herzen und bin froh, bald wieder bei euch zu Hause zu sein. 

Zum Schluss noch ein kleines Gedicht oder Gedanken von mir für euch und uns alle: 

Hoffnung
Die Hoffnung stirbt zuletzt
sie steht auf, wenn du gefallen bist
sie spricht zu dir, wenn keiner da ist
sie hört dir zu, wenn alle taub sind
sie sieht, was selbst du nicht siehst
sie fühlt, wenn du nicht mehr fühlen kannst
sie erträgt, was du nicht tragen kannst
sie ist immer da und steht vor der Tür
nein, steh auf, nimm ihre Hand und folge ihr!

Also lasst es uns heute tun, diese Krankheit – diese Sucht bekämpfen und das jeden Tag immer wieder heute!

Bis bald in aller Frische zum Sommerfest 2024 hier im Hansenbarg. 
P.S. Lasst euch ja nicht unterkriegen, denn hier im Hansenbarg können sogar die Paprika fliegen. 
Tschüss und ein schönes Wochenende!

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