"Ich habe Ihnen viel zu danken"

Abschiedsrede Chefarzt Dr Stracke auf der Vollversammlung am 31.07.2024

Liebe Patient:innen und Mitarbeiter:innen,

letzte Woche fielen mir beim Duschen die passenden Themen und Worte ein, die ich Ihnen heute an diesem ganz besonderen Tag nicht vorenthalten möchte.

Diese ist meine kurze Verabschiedungsrede nach 22 Jahren Hansenbarg und nicht nach nur 94 Tagen ( die für Sie im Flug vergehen werden ), die Sie hier  für sich nutzen können ( wenn Sie wollen ) .

Seit dem ersten Mai diesen Jahres bin ich per Rentenbescheid auf dem Papier aus meiner Tätigkeit ausgeschieden , am 16 Mai auf einem Fachtag formell und  habe aber noch das Eintreten von meinem Kollegen und Nachfolger Herrn Evertz überbrückt und ihm die Unterstützung geben können, die für einen guten Übergang notwendig war, sich mit den „Spezialitäten des Hauses“ besser auszukennen.

Ansonsten ist Herr Evertz ja bestens mit allen Aspekten der Suchtkrankenhilfe im Reha Bereich und andernorts seit Jahrzehnten vertraut und hat sich dort schon viele Sporen verdient. Aus diesem Grund bin ich in den letzten drei Monaten auch nicht mehr Vollzeit vor Ort gewesen und so auch nicht mehr auf den letzten 6 Vollversammlungen ( VV ), die bekanntlich  immer an einem  Freitag stattfinden, den ich mir als scheidender Chefarzt  in Teilzeit aber schon freinehmen konnte ( Stau vor dem Elbtunnel besonders in der Urlaubszeit ).

Auf den anderen VVs der letzten 22 Jahre  habe ich Ihnen als letzter Redner Informationen über die Situation in der Klinik gegeben, damit Sie Orientierung und Transparenz hatten, warum wir bestimmte Dinge so handhaben, wie wir sie handhaben, was notwendig ist, um hier reibungslose Verläufe hinzubekommen, warum wir den einen nach Rückfall entlassen mussten, einen anderen oder andere aber nicht ( und dies natürlich nur so weit, das die Schweigepflicht gewahrt blieb ). Wo ich auf Ihre Anfragen, Bedürfnisse und auch Kritiken eingehen konnte, damit Sie sich gesehen fühlen konnten …

Dies war mir immer wichtig, Sie zu sehen von Mensch zu Mensch und Ihnen Orientierung zu geben, denn Orientierung ist ein menschliches Grundbedürfnis und etwas, was Ihnen oft durch Ihre Suchtproblematik  und Ihre Lebensgeschichte abhandengekommen ist.

Ich sehe Sie in diesem „Format“  heute zum letzten Mal (vielleicht später in Form von Nachsorgegruppen, die in HH stattfinden werden in einem großen Hamburger Versorgungszentrum für Psychotherapie).

Kennengelernt habe ich Sie ( und „ Sie „ hier stehen jetzt für alle Menschen, die als Patient:innen „gesehen“ habe ) und Ihre Lebensgeschichten und die so entstandenen Suchtprobleme an unterschiedlichen Orten in der Suchtkrankenhilfe in Hamburg und va in Hanstedt.

Sie haben mir schon als junger Assistenzarzt sowohl im Drogenentzug im Klinikum Nord Ochsenzoll oder im Alkoholentzug an der Uni Klinik HH Eppendorf das Vertrauen geschenkt, Ihre Situation verbessern zu können.

Sie haben sich auf mich eingelassen und ich habe versucht, auf Augenhöhe Ihre Problematiken zu verstehen und Sie bei der Bewältigung zu unterstützen.

Als Oberarzt habe ich die Tagesklinik Alstertor, die auch viele von Ihnen kennen, inhaltlich ausgestaltet und mit meinen damaligen Mitarbeitenden an das  Versorgungssystem angeschlossen. Damals eine ganz neue Form von Versorgung, die sich viele damals noch gar nicht vorstellen konnten („wie kann man denn Süchtige in einer Tagesklinik behandeln, die trinken doch nur sowieso abends wieder …“).

Die Praxis hat mir andere Erfahrungen gebracht, nämlich, dass auch diese Versorgungsform so wichtig ist             und für viele den Einstieg in Hilfsangebote zunächst erleichtern

Ich habe mich so immer von den Bedarfen und den daraus folgenden Notwendigkeiten „meiner“ Patienten leiten lassen.

Denn ich habe immer aus ihren Lebensgeschichten gelernt und so viele Erfahrungen sammeln können. Das war die Basis meiner beruflichen Weiterentwicklung.

Ich habe ihnen dann später an diesem Ort versucht, das (zurück) zu geben, um wieder in ein zufriedeneres Leben zu kommen, das, was den Kern unserer Behandlung hier ausmacht und von dem ich immer überzeugt war, dass diese wissenschaftlich fundierte Vorgehensweise Ihnen hilft, besser mit Ihren Problemen klarzukommen.

Das ist das Bedürfnis nach Orientierung,

nach Kontrolle,

dass Vertrauen in sich und die Abbau von Scham für das, was passiert ist in einer guten therapeutischen Bindung wiederzufinden. In einer guten Atmosphäre des ganzen Hauses und einem wertschätzenden Umgang sämtlicher Mitarbeiter untereinander und mit Ihnen.

Um so wieder Spaß am Leben zu kriegen (Grundbedürfnis nach Lustgewinn).

Und das auf Augenhöhe und gegenseitigem Respekt.

Und noch mal damit es besser bei Ihnen hängen bleibt:

Sie haben mich durch Ihre Lebens – und Leidensgeschichte erfahren gemacht, in dem Sie mir Ihr Vertrauen geschenkt haben. (ja, ein Geschenk, gerade auf der Basis ihrer oft schlechten Lebenserfahrung) und damit haben auch Sie und gerade auch Sie mich zu dem gemacht, der ich geworden bin.

Danke dafür und noch mal für Ihr Vertrauen, das sich auch darin zeigt, dass Sie diese Klinik, diesen Ort und die Menschen, die hier arbeiten ausgewählt haben, um Sie bei der Bewältigung Ihrer Probleme zu unterstützen.

Ich danke Ihnen dafür und wünsche Ihnen für Ihren Weg aus der Abhängigkeit alles erdenklich Gute! Geben Sie nie auf!

Ein zufriedeneres Leben ist möglich.  

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