Vom Hilferuf zur Dankbarkeit

Eine Abschiedsrede aus Juli 2023

„Ich bin C., 37 Jahre alt, Suchtmittel: Alkohol“
Mit diesen Worten stand ich vor 8 Wochen vor euch und habe mich vorgestellt.
Es war ein schwerer Schritt für mich diesen Weg erneut zu gehen. Ich war doch erst im Februar hier entlassen worden.
Ich kam mit Angst, innerer Leere und der Ungewissheit, wie es dieses Mal wird. Wie
sind die Mitpatienten drauf? Was werden die Mitarbeiter von mir denken? Meine Scham war riesig!
Die Zeit zwischen meinen beiden Aufenthalten waren für mich von Anfang an so belastend, dass ich nach nur wenigen Tagen wieder rückfällig geworden bin.
Mir war alles egal! Ich hatte alles verloren! Ich habe das alles doch nur gemacht, dass genau dieses nicht geschieht.
Das Verlangen und dieser kleiner Fiesling in meinem Kopf hatten sofort die Gelegenheit genutzt und gewannen die Überhand über mich.
Dieses Gift nahm mir alles:
- 21 Jahre Beziehung (gestern hätte ich meinen 11 Hochzeitstag gehabt)
- 3 wunderbare Kinder, für die ich mir so wenig Zeit genommen habe
- mein eigenes Haus
- meine Liebe zum Fußball
- mein Selbstvertrauen
- meine Lebenslust
- meine Heimat
Bis ich dieses alles gecheckt habe war es ein weiter einsamer Weg.
Tief in mir wurde ein kleines Wort immer größer – „HILFE“!
Warum hilft mir keiner? Dabei konnte ich es nur selbst nicht erkennen, dass ich von allen Seiten Hilfe bekommen habe. Ich habe mich nur selber immer mehr vergraben, meine Scheuklappen enger gestellt und mich von allen distanziert.
Hier kam natürlich alles anders als ich erwartet habe!
„Hi, ich bin T., ich begleite dich hier heute.“ Sagte dieser Fremde mit sympathischer Stimme.
Keine vier Stunden später saß ich beim Mittag an unserem Gruppentisch. Ich wurde sofort aufgenommen und alles negative Bedenken war verschwunden. Ich habe schnell mein Lachen wieder gefunden und für den ein oder anderen Spruch war ich auch nicht mehr verlegen. Meine Menschenscheu konnte ich später ganz rasch beim Dienst in der Cafeteria ablegen. Es war mir eine Ehre euch den Kaffee zu reichen!
DANKE!
Ich bin stolz, diesen Kurs hier im Hansenbarg eingeschlagen zu haben und dankbar, dass er mir ermöglicht wurde. Dieser ist in 1 ½ Wochen nicht beendet. Er wird jeden Tag weitergehen! Ich werde weiter Arbeiten!
Ich wünsche mir einfach wieder ganz normal fühlen zu können, wie jeder andere.
Einfach mal wieder vor Freude ausflippen, als hätte ich in der 90. Minute das Siegtor geschossen oder endlich mal wieder eine Träne vergießen zu können, wenn ich traurig bin. Ich möchte nicht mehr im traurigen oder depressiven Konjunktiv leben.
Ich möchte tolle Geschichten erleben, die ich später gerne erzähle. Es werden die Sachen angegangen, die mir der Alkohol so oft genommen hat.
Danke K., für die Zeit mit dir in der Cafeteria. Mit dir Bullshit zu sabbeln war mir ein Fest.
Danke T. für die schönen aufbauenden Worte und Gespräche!
Danke H. für deine Fürsorge, wenn es mir schlecht ging!
Und meine Honey-H., ich kann bis heute nicht verstehen, wie viele Duracell-Batterien in so einen kleinen Körper passen.
Danke an Gruppe 2 für die Aufnahme und die Stunden mit euch!
M. …Hamburg ist schwarz, weiß, blau. 

Danke an jeden einzelnen von euch für euer Gehör, Ansichten, Ratschläge, Umarmungen, Lachen oder einfach nur albernen Blödsinn sabbeln.
Ich bin froh, hier so tolle Unterstützung gehabt zu haben. Ihr habt mir die Zeit hier echt leicht gemacht.
Danke an alle Mitarbeiter, die mir in der Zeit hier geholfen und mich unterstütz haben.
Herr Stracke, Sie können so stolz auf Ihre Mitarbeiter sein!

Wer will kann mich jetzt noch umarmen oder heute Abend diverse Kaffees mit mir trinken.
DANKE, 
Euer C., 37, Alkoholiker
 

Hauptverwaltung
Hamburger Straße 152
22083 Hamburg

Tel. 040 / 227 10 10
Fax: 040 / 227 10 119
E-Mail info.hv[at]alida[dot]de